Bad Saarow. Nach zwei Jahren Corona-Abstinenz fand die diesjährige Generalversammlung der Raiffeisen-Volksbank Oder-Spree wie der „von Angesicht zu Angesicht“ statt. So ist der Vorstand auch zu der Tradition zurückgekehrt, die Mitglieder der Genossenschaftsbank in das Theater am See in Bad Saarow einzuladen, wo sie im Anschluss immer ein tolles Büfett vor der Kulisse des Scharmützelsees erwartet.
Verkehrte Welt bei Finanzen
Doch zunächst galt alle Aufmerksamkeit den Rednern. Landrat Rolf Lindemann sprach nicht nur ein obligatorisches Grußwort, sondern nutzte die Zusammenkunft, angesichts des Ukraine-Krieges und der problematischen globalen Vernetzungen auf schwierige Zeiten einzuschwören. „Unser Schwedt heißt Eisenhüttenstadt. Dort könnte Arcelor Mittal Probleme bekommen, wenn Gas rationiert wird“, sagte Lindemann und bemühte das Bild, dass wir alle in einem Boot säßen, das aber inzwischen „Stromschnellen durchquert“ und schon „das Tosen des nahenden Wasserfalls" zu vernehmen sei.
Bei den Bankgeschäften herrsche seit Jahren aufgrund von Finanzkrisen, Niedrigzinspolitik und Inflation eine „verkehrte Welt“. Umso wichtiger sei es, am derzeitigen Geschäftsmodell der Kundennähe nicht die Axt anzulegen, sondern Maß und Mitte zu bewahren. Nach dieser eher beängstigenden Rede war es für Ramona Roggan, Vorstandsvorsitzende der Raiffeisen-Volksbank Oder-Spree, schwer, „die Kurve zu kriegen“, denn ihr Bericht über das Geschäftsjahr 2021 fiel trotz aller wirtschaftlichen und finanz-politischen Turbulenzen positiv aus. „Ja, wir haben es wieder gut geschafft“, sagte sie und legte Zahlen vor: Die Bilanzsumme ist um 10,3 Millionen Euro auf 307,9 Millionen Euro gestiegen. Das Kreditgeschäft wuchs um 7,6 Prozent auf 138,5 Millionen Euro. Davon haben vor allem gewerbliche Kunden, die Landwirtschaft und der Wohnungsbau profitiert.
Auch die Einlagen der Kunden haben sich um 3,8 Prozent erhöht- auf 264,4 Millionen Euro. Angesichts der inflationsbedingten Entwertung des Geldes riet sie den Kunden, ihr Geld breit zu streuen. „Nicht alle Eier in einen Korb legen", so Ramona Roggan. Um es richtigzumachen, solle man dafür den Rat der Fachkräfte ihrer Bank einzuholen. Obwohl die Zinsmargen seit sechs Jahren zurückgingen, sei das Betriebsergebnis „zufriedenstellend“, das Eigenkapital habe weiter gestärkt werden können. Aus dem Jahresgewinn werden rund 56 000 Euro an die 1317 Mitglieder als Dividende ausgezahlt. Jetzt sei ein Ende der Negativzinsen absehbar.
Die Senkung der Kosten bleibe eine Daueraufgabe, sagte Ramona Roggan. Als eine Sparmaßnahme kündigte sie die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Beeskower Bankgebäudes für die eigene Stromversorgung an. Auf eine entsprechende Nachfrage, ob weitere Filialen geschlossen werden müssten, antwortete Michael Grahlow, Vorstand der Bank, zurückhaltend. Die Kundenfrequenzen würden ständig geprüft, man bewege sich in dem Spagat zwischen Flächenbank und Digitalisierung.
Nachdem auch Wirtschaftsprüfer Mario Kiesling dem Vorstand und dem Aufsichtsrat eine verantwortungsvolle Arbeit bescheinigt hatte, wurde noch gewählt. Vorsitzender des Aufsichtsrates bleibt Ronald Lehmann, Chef des Autohauses Märkisches Tor.
Auf den frei gewordenen Platz von Frank Weimann, der turnusgemäß ausscheiden muss, rückt Nicolai Czaskowski nach. Er leitet einen landwirtschaftlichen Betrieb in Schwerin, die Nicolai & Ricardo Czaskowski GbR. Der 32-Jährige hat Wirtschaftsinformatik studiert und denkt, seine Kenntnisse auf diesem Gebiet in das Kontrollgremium einbringen zu können. Frank Weimann – er war nicht anwesend - wurde für seine15-jährige Tätigkeit im Aufsichtsrat gedankt, er erhielt die Ehrenurkunde des Genossenschaftsverbandes in Gold. Dem fünfköpfigen Aufsichtsrat gehören weiterhin Ellen Rußig, Frank Wagner und Helge Lassowsky an.