Das Finale von "Fair bringt mehr"

Märkische Oderzeitung vom 11. Juni 2015 von Janet Neiser

Eisenhüttenstadt (MOZ) "Fair bringt mehr" - das ist das Motto eines Wettbewerbs, zudem die Volksbanken und Raiffeisenbanken landesweit Kindergärten und Schulen aufgerufen haben. Auf der Regionalebene Oder-Spree hat in dieser Woche die Preisverleihung stattgefunden - zum letzten Mal. Gewinner waren alle.

Alle vereint: Die Preisträger und Teilnehmer des diesjährigen Regionalwettbewerbs "Fair bringt mehr" tauschten sich nach der Preisverleihung über ihre Projekte aus.

20 Projekte kamen allein aus unserer Region

"Landesweit wurden in diesem Jahr 80 Projekte eingereicht", erklärte Christian Bölke, Marktbereichsleiter der Raiffeisen-Volksbank Oder-Spree, bei der Preisverleihung in der Eisenhüttenstädter Filiale. Und nicht ohne Stolz fügte er hinzu: "20 Projekte kamen allein aus unserer Region." Das waren zwei mehr als im Vorjahr, worüber sich vor allem Ilona Weser, die stellvertretende Landrätin sehr freute, die seit acht Jahren zur Jury gehört, also von Beginn an. Und jedes Mal aufs Neue fällt es ihr und den anderen Jurymitgliedern schwer, die Preisträger in den verschiedenen Kategorien zu ermitteln. Denn schon allein, dass sich Kindergärten und Schulen intensiv mit dem Thema Fairness auseinandersetzen, ist aller Ehren wert und macht sie zu Gewinnern. Und jedes Mal aufs Neue erstaunt es auch, wie viele Facetten dieses Wort hat.

Manche setzen sich in einem Theaterstück damit auseinander - wie die Kita Märchenland aus Frankfurt, das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Eisenhüttenstadt und die Neuzeller Grundschule. Andere nähern sich dem Thema sportlich - ob nun mit Fußball wie in Frankfurt oder mit Einrädern wie in Ziltendorf. Und hin und wieder sind es auch Bücher, Naturwanderungen oder gelebter Alltag, durch die der Fairnessgedanke verinnerlicht wird.

Ohne letzteren würde der Unterricht in der Albert-Schweitzer-Oberschule in Beeskow wohl kaum funktionieren. Als nämlich die Förderschule im Jahr 2013 geschlossen wurde, war die Oberschule auf einmal mittendrin in der Inklusions-Diskussion. Es galt, zirka 50 Schüler mit Lernbehinderungen einzugliedern. Im Oberschulbereich gab es damit allerdings keinerlei Erfahrungen. Und dennoch sind viele neue Freundschaften entstanden und laut Oberschule haben die Schüler erkannt, dass ein kleiner Makel nicht den Menschen ausmacht. Durch ein enges Miteinander von Schülern, Lehrern, Eltern und Schulsozialarbeitern, durch gemeinsame Aktionen ist eine Atmosphäre des Miteinanders entstanden, nicht des Gegeneinanders. Das war der Jury den ersten Platz in der Kategorie der weiterführenden Schulen wert.

Hier ist Fairness das oberste Gebot

Dass Bücher Schätze sind, ist nicht erst seit heute bekannt. Das hat die Fünfeichener Grundschule wohl auch dazu bewogen, das "Buch-Kumpel-Projekt" ins Leben zu rufen. Hier kümmern sich Drittklässler um Vorschulkinder und werden zu ihren Buchkumpeln. Das bedeutet, sie lesen den Jüngeren etwas vor, sie kümmern sich um sie, sie übernehmen Verantwortung, sie stärken ihre eigene Lesekompetenz und wecken die Lust des Kita-Kindes am Buch. Dafür gab es den ersten Platz in der Kategorie Grundschule.

Bei den Kitas machte das Projekt der Integrationskita "Kinderglück" aus Eisenhüttenstadt das Rennen. Ihr Waldprojekt lässt die Unterschiede von Kinder mit und ohne Handicap verschwimmen. Bei Wanderungen geht es um Rücksichtnahme, um gegenseitige Hilfe und um das gemeinsame Erleben der Natur.

Und wie schon in den Vorjahren wurden auch diesmal wieder Sonderpreise vergeben. Sie gingen nach Frankfurt zur Zweckgemeinschaft junger Leute, die Fußballspiele mit jungen Flüchtigen organisiert. Und die Förderschule "Otto Buchwitz" in Eisenhüttenstadt überzeugte mit einem Zirkusprojekt. Denn weder auf dem Fußballplatz noch in der Manege werden Fouls gewünscht. Hier ist Fairness das oberste Gebot.

Der diesjährige Wettbewerb "Fair bringt mehr" war allerdings der letzte. Laut der Raiffeisen-Volksbank Oder-Spree habe der Genossenschaftsverband das so beschlossen. "Wir suchen aber nach einer Möglichkeit, wie sich Kitas und Schulen auch künftig mit dem Thema Fairness auseinandersetzen können", sagte Christian Bölke.