"Zinsen wieder moderat erhöhen"

Finanzexpertin Susanne Schmidt bei einer Abendveranstaltung der Raiffeisen-Volksbank Oder- Spree eG

MOZ, 19. Okotber 2015, von Ruth Buder

Bad Saarow (rb) Das Thema war trocken, aber spannend: Mit den Auswirkungen der lockeren Geldpolitik auf die Finanz- und Realwirtschaft konfrontierte am Freitagabend (16. Oktober 2015) die Raiffeisen-Volksbank Oder-Spree eG geladene Gäste im "Theater am See". Als Expertin hatte sie dazu die promovierte Volkswirtin und Fernsehkommentatorin Susanne Schmidt, Tochter des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt, eingeladen.

In ihrem Vortrag beschrieb sie den Weg der Finanzkrise, die Furcht vor Deflation und Inflation bis hin zum groß angelegten Gelddrucken. Banken hätten ihr Risikobewusstsein verdrängt und es brauche nur noch eines Anstoßes, um das System zum Zusammenbrechen zu bringen. Die ultralockere Geldpolitik sei nicht mehr zu rechtfertigen, sagte die Wirtschaftsjournalistin. "Es ist höchste Zeit, ins normale Fahrwasser zu steuern, die Zinsen peu á peu zu erhöhen und zu beginnen, das gedruckte Geld wieder einzufangen."

Foto: RVB Oder-Spree eG/ Bernd Geller - Fotodesign und Bildarchiv, www.geller-fotodesign.de
Podiumsdiskussion in Bad Saarow: Wolf-Harald Krüger (Präsident Handwerkskammer FF/O.), Susanne Schmidt (Wirtschaftsjournalistin), Gerald Meyer (Moderator Rundfunk Berlin-Brandenburg), Ramona Roggan (Vorstandsvorsitzende Raiffeisen-Volksbank Oder-Spree eG) und Hartmut Büttner (Inhaber SIH Sicherungsanlagen) (von links)

Eine strigide Regulierung der Finanzmärkte werde immer nötiger, "sonst steuern wir wahrscheinlich global auf den nächsten Crash zu."

Eine Situation, mit der die kleinen Regionalbanken, wie die Raiffeisen-Volksbank Oder-Spree eG, zurecht kommen müssen, wie Vorstandsvorsitzende Ramona Roggan beim anschließenden Podiumsdiskussion deutlich machte. Die derzeit niedrigen Zinsen schmärlerten das Ergebnis und fürhten zu niedrigerem Eigenkapital, das dennich bei der Raiffeisen-Volksbank Oder-Spree eG nich relativ hoch sei, wie Ramona Roggan darstellte.

Das derzeit billige Geld ist nicht unbedingt negativ für das Handwerk, wie Kammerpräsident Wolf-Harald Krüger deutlich machte: "Wir spüren deutlich, dass die Menschen ihr Geld in Sicherheit bringen: Sie investieren, weil es auf der Bank nichts mehr wert ist." Die Binnennachfrage sei gestiegen und 80 Prozent der Handwerker seien mit ihrer Lage zufrieden. Er warnte vor einer galoppierenden Anhebung der Zinsen, denn sie würden die Unternehmen in Zwangslagen bringen.

Hartmut Büttner, Inhaber der SIH Sicherungsanlagen in Birkholz, ist in der glücklichen Lage "kaum Geschäfte mit fremdem Geld" machen zu müssen, da seine Eigenkapitaldecke ungewöhnlich groß ist. Auf die setzt auch die Handwerkskammer. Weil in den nächsten Jahren in 30 Prozent der Unternehmen ein Generationswechsel anstünde, müssten Ideen entwickelt werden, wie Kleinkredite auch mit wenig Sicherheiten ausgereicht werden können. "Sonst gehen uns wichtige Dienstleistungen verloren", sagte Krüger.

Wie es weitergeht auf den Finanzmärkten, ob die Blase platzen und viele Unschuldige mitreißen wird, ob die Verantwortlichen daraus lernen werden - all das konnte auch die in London lebende Susanne Schmidt nicht beantworten. Selbst Experten schauen , was die Zukunft betrifft, in eine große Glaskugel.